Gerade durch die Idee des umfassenden Qualitätsmanagements (TQM=total quality management) ist wieder das Interesse an der Meinung des Patienten, wie er sich in den Gesundheitsversorgungseinrichtungen versorgt fühlt, gestiegen. Immer häufiger werden Patientenbefragungen durchgeführt, um eine Rückmeldung über die Zufriedenheit der Patienten in bezug auf die verschiedenen Versorgungsaspekte zu erhalten. Diese werden zum einen nach der Beurteilung des IST-Zustandes, also der Zufriedenheit, und als zweites nach der Bedeutung für den Patienten ausgewertet. Die Wichtigkeit und die Unzufriedenheit bestimmen die Priorität mit der man versucht, die aufgedeckten Wünsche der Patienten zu berücksichtigen. Zu hohem Handlungsbedarf motiviert, wenn die Patienten große Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation signalisieren und dieser Punkt aus ihrer Sicht eine hohe Wichtigkeit hat.
Untersuchungen im Rahmen von Qualitätssicherungsmaßnahmen haben gezeigt, daß hierzu insbesondere die Informierung des Patienten gehört.
Zwischen dem zuständigen Oberarzt der HIV-Ambulanz, Dr. Hartmann,
und der EDV-Beauftragten der Universitäts-Hautklinik, Frau
Pohl, entstand vor etwas mehr als einem Jahr die Idee, zur Unterstützung
der Patienteninformierung ein weiteres Medium einzusetzen - eine
Patienten-Informierungs-Säule. Der Beitrag soll schildern,
wie aus dieser Idee langsam eine Säule (PISA
= ein Patienten-Informierungs-System für
HIV-/und AIDS-Patienten) für unsere Patienten
wuchs.
Patienten-Informierungs-Systeme sind multimediale Nachschlagewerke für Patienten zum Zwecke der Informierung und Meinungsbildung über Krankheitsbilder, Therapie- und Präventionsmöglichkeiten, anatomische Grundlagen und Selbsthilfeangebote. Sie erweitern somit das Spektrum der interaktionsintensiven Leistungen einer Einrichtung. Ergänzend zu diesen medizinischen Daten kann es natürlich auch organisatorische Informationen beinhalten. Darunter versteht man Informationen zur Institution (z.B. Selbstdarstellungen des Krankenhauses und seiner Abteilungen, Lage-, Zufahrts- und Fahrpläne, Veranstaltungshinweise, Öffnungszeiten oder Sprechstundenzeiten).
Das System soll als zusätzliche Aufforderung an den Patienten dienen, sich aktiv am Behandlungsprozeß zu beteiligen. Es muß betont werden, daß durch die Bereitstellung einer Informationssäule die Patienten-Arzt-Beziehung und die Zeit, die das medizinische und pflegerische Personal für die Informierung des Patienten verwendet, auf keinen Fall abgebaut werden soll.
Ein Informationssystem bietet die Möglichkeit, Informationen
in einer anderen Form präsentieren zu können und
dabei auch multimediale Elemente wie Farbbilder, Ton, Videos oder
Animationen zu nutzen. Durch die Verwendung dieser multimedialen
Elemente kann dem Patienten mehr Informationen in kürzerer
Zeit vermittelt werden. Auch steht es jederzeit für
den Patienten zur Verfügung, um sich mit ihn interessierenden
Themengebieten in Ruhe auseinandersetzen zu können. Wir hoffen
weiterhin, daß die Säule im Wartebereich der Ambulanz
die Wartezeiten der Patienten nutzvoller und angenehmer gestaltet.
Zum Aufbau des Patienten-Informierungs-Systems wurde ein für diesen Bereich konzipiertes Autorensystem der Firma AniMuS M. Hägele eingesetzt. Hier lassen sich frei wählbar Textinformationen, Bilddaten, Tondateien und Videosequenzen kombinieren. Eine gezielte Anbindung von World Wide Web ist möglich, d.h. es können bestimmte Seiten des WWWs über Verweise integriert werden, wobei ein Wechsel zu nicht vorgesehenen Seiten unterbunden werden kann. Weiterhin besitzt das Autorensystem ein Werkzeug zur Generierung von HTML-Seiten für das World Wide Web. Wir können also unsere gesammelten Informationen auch für eine Präsentation nach außen wiederverwerten. Ebenso können die Informationen auf CD-ROMs verwendet und auch verteilt werden. Der Einsatz auf einem Klinikrechner zur direkten Unterstützung des Patienten-Arzt-Gesprächs ist möglich.
Der Werkzeugkasten zur Erweiterung des Systems
ist je nach Benutzerberechtigung direkt im System aufrufbar
und läßt einen schnell über Drag- and Drop-Funktionen
Bilder, Texte, Ton und Videos in den gängigen Formaten einbinden.
Das System basiert auf einer offenen Datenbank,
so daß die Wartung und das Hinzufügen von neuen Inhalten,
sowie das externe Befüllen aus anderen Datenbanken (z.B.
aus dem KIS) möglich sind.
Eine Studienarbeit von Frau Özdemir, Studentin der medizinischen
Informatik, leistete einen großen Beitrag, Informationsbedürfnisse
und Einsatzmöglichkeiten aus Sicht der Patienten früh
zu ermitteln. Eine standardisierte Befragung von 25 Patienten
aus der Ambulanz zeigte, daß sich 15 Patienten für
gut informiert, nur 2 für sehr gut informiert und 7 für
weniger gut informiert hielten. Als wichtigste Informationsquelle
wurde der Arzt genannt. Alle Befragten gaben an, eine Ergänzung
des Informationsangebotes mit Hilfe einer Informationssäule
nutzen zu wollen. Bei der Analyse der Wichtigkeit der Themenschwerpunkte
lag die Betonung eindeutig auf einer guten Information über
aktuelle Therapiemöglichkeiten, komplementäre Therapieformen
und über die Medikamentenwechselwirkungen. Es wurde Interesse
bekundet neben einer Infosäule im Wartebereich auch zu Hause
das Nachschlagewerk nutzen zu können. Dies könnte z.B.
durch eine Umsetzung des System ins World Wide Web oder aber über
eine CD-Version realisiert werden. Weiterhin konnten die Patienten
sich vorstellen, daß Erklärungen bestimmter Sachverhalte
vom Arzt mit Hilfe des Informierungssystems besser nachvollziehbar
seien. Die positive und interessierte Rückmeldung der Patienten
bestärkte unsere Bestrebungen die Infosäule aufzubauen.
Die durchgeführte Patientenbefragung hat gezeigt, daß
die Patienten sehr an weiteren medizinischen Informationen interessiert
sind. So legten wir einen Schwerpunkt auf die Umsetzung des schon
zahlreich in der Klinik vorhandenen medizinischen Informationsmaterials.
Hierzu gehören z.B. Informationen über das HI-Virus,
den HIV-Test, den opportunistischen Infektionskrankheiten und
Therapiemöglichkeiten, Tips zur Lebensführung und Ernährung.
Neben den medizinischen Informationen haben wir angefangen, eine Präsentation der Strukturdaten der Hautklinik aufzubauen. Die den Patienten betreffenden Bereiche wie die Aufnahme, die Ambulanz und die Station mit ihren Behandlungsteams werden vorgestellt. Weiterhin gibt es eine Liste von wichtigen Adressen und Literaturhinweisen.
Wir sind stolz, daß wir das Projekt schon bis zu dem Punkt
getragen haben, eine erste Version der Patienten-Informierungs-Säule
im Wartebereich der Spezialambulanz einsetzen zu können.
Dies sind allerdings erst die ersten Treppen des Turmes. Neben
der Aufgabe einer kontinuierlichen Aktualisierung des Systems
ist es von großer Bedeutung, die Resonanz der Patienten
zu registrieren und auszuwerten. Wir müssen kritisch hinterfragen,
ob das System einen relevanten Beitrag zu einer besseren Patientenversorgung
leistet. So ist in naher Zukunft geplant, eine weitere Befragung
unter den Patienten unserer Ambulanz und hoffentlich aktiven Nutzern
unserer Säule durchzuführen.
Ulrike Pohl
DV-Beauftragte der Hautklinik